09.03.22 – Interview mit Tim Brooks, Lego

Millionen für mehr Nachhaltigkeit

Lego will seine Spielsteine bis 2030 überwiegend aus nachhaltigen Werkstoffen produzieren, dafür werden Millionenbeträge investiert. Wir haben mit Tim Brooks, dem Umweltexperten des dänischen Unternehmens, über aktuelle Projekte und Pläne gesprochen.

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Tim Brooks, Vice President Environmental Responsibility der Lego Gruppe. © Lego

 
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© Lego

 

Im Juni 2021 hat Lego den Prototyp eines Steckbausteins vorgestellt, der aus recyceltem Kunststoff besteht. Können Sie uns mehr über den Stein aus PET-Flaschen erzählen?

Tim Brooks: Die Lego Gruppe arbeitet seit Jahren intensiv an ihrer Nachhaltigkeitsagenda. Neben anderen Bereichen gehört dazu vor allem auch die Forschung nach neuen, nachhaltigeren und recycelten Kunststoffen, die den hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Lego Produkte entsprechen. Ein großer Erfolg ist dem Nachhaltigkeitsteam letzten Sommer gelungen: Wir konnten den erste Lego Stein Prototyp aus recycelten PET-Flaschen vorstellen. Der Prototyp ist das Ergebnis von drei Jahren intensiver Arbeit, in der über 250 unterschiedliche PET-Materialien getestet wurden. Der Prototyp hat ähnliche Haltbarkeits- und Sicherheitseigenschaften wie die bestehenden Lego Steine und passt zum Lego Spielsystem. Eine normale 1-Liter-PET-Flasche liefert genug recyceltes PET, um zehn 2x4 Lego Prototyp-Bausteine herzustellen. Gefreut hat uns auch, dass das US-amerikanische Magazin Times den Prototypen als eine der Top 100 Erfindungen des Jahres 2021 gelistet hat. Noch ist der Prototyp hellgrau. Aktuell testen wir, ob er in den für Lego Produkte erforderlichen Farben produziert werden kann. Die Tests sind vielversprechend. Die Entscheidung, ob wir in die Pilotproduktion gehen können, soll in den nächsten sechs Monaten fallen.

 

Der Prototypen-Stein aus recyceltem Kunststoff ist nicht der erste Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. 2018 stellte Lego schon Elemente vor, die aus PE (Polyethylen) hergestellt waren, das aus Pflanzen gewonnen wurde. Wie fiel hierzu bisher die Resonanz aus?

Tim Brooks: Schon seit ein paar Jahren haben wir biobasierte Lego Elemente aus erneuerbarem Zuckerrohr in vielen unserer Sets. Derzeit gibt es rund 150 Elemente aus weichem, haltbaren Bio-Polyethylen (vor allem Pflanzenteile und Accessoires für Minifiguren). Fast die Hälfte aller Lego Sets sind so gestaltet, dass sie mindestens eines dieser Bio-PE Elemente enthalten. Das Ziel ist es, die Anzahl der Bio-Polyethylen-Elemente in den nächsten Jahren zu erhöhen. Bio-Polyethylen ist perfekt für kleinere und weichere Teile wie Blätter und Accessoires für Minifiguren. Aktuell eignet sich Bio-PE jedoch nicht für härtere, stärkere Elemente wie die Lego Steine.

 

Beim Thema Verpackung geht Lego ebenfalls schon mit sehr gutem Vorbild voran. Beim Versand aus dem Online-Handel wird ja komplett auf Plastik etc. verzichtet. Und auch bei den einzelnen Produktsets sollen die Plastiktüten vermehrt durch Papier ersetzt werden. Wie ist hierzu der aktuelle Stand?

Tim Brooks: Für alle unsere Verpackungen haben wir uns zum Ziel gesetzt, bereits bis 2025 das benötigte Material nachhaltiger zu gestalten, indem wir auf Einwegplastik verzichten und nur erneuerbare oder recycelte Materialien verwenden, die aus Wäldern stammen, die vom Forest Stewardship Council® zertifiziert sind. Seit November 2021 kommt bei den E-Commerce-Versandverpackungen über Lego.com in Europa kein Einwegplastik mehr zum Einsatz. Das bedeutet konkret, dass z. B. Luftkissen zum Schutz der Lego Boxen während des Versands durch recycelbares Papier ersetzt werden. Bereits dieses Jahr werden in den Lego Sets anstatt Einweg-Plastiktüten die zum Verpacken der losen Bausteine verwendet werden, Papiertüten zum Einsatz kommen. Vorangegangen war ein Pilotprojekt, bei dem mehrere Prototypen aus verschiedenen papierbasierten Materialien mit hunderten Eltern und Kindern getestet wurden.

 

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Lego nicht nur bei den Produkten präsent. Es gibt zahlreiche weitere Projekte, Stichwort: neue, klimaneutrale Fabrik in Vietnam …

Tim Brooks: Wir werden dieses Jahr mit dem Bau der ersten klimaneutral betriebenen Fabrik der Lego Gruppe in Vietnam starten. Der gesamte Standort wird als erster von insgesamt sechs Produktions-Stätten der Lego Gruppe CO2-neutral funktionieren. Das neue Werk wird Sonnenkollektoren auf dem Dach aufweisen und ein Solar-Park wird nahe des Geländes im Auftrag der Lego Gruppe gebaut. Neben dem Betrieb mit Ökostrom wird das Gelände für Elektrofahrzeuge ausgelegt sein.