14.05.16 – Händlerdialog
Zur Debatte um die Plastiktüte
Der Umwelt zuliebe wollen nicht nur Verbraucher, sondern vor allem auch zahlreiche Fachhändler den Verbrauch von Plastiktüten langfristig reduzieren.
Wir haben vier Inhaber deutscher Spielwarengeschäfte nach Ihrer Meinung zur (Un-)Wichtigkeit von Plastiktüten und der Sinnhaftigkeit der kürzlich beschlossenen Gebühr befragt.
Steffen Messedat (Beiratsvorsitzender duo schreib & spiel), „Spielzeugland Messedat“, Berlin: „Bei uns im Spielzeugland ist der Bedarf unserer Kundschaft an Tragetaschen schon traditionell sehr hoch. Wir verteilen eine deutlich sechsstellige Zahl an unterschiedlich großen Plastik- und Papiertüten im Jahr. Diese tragen unsere Werbung und waren schon immer kostenfrei für unsere Kunden – ein selbstverständlicher Service.Um die Notwendigkeit der Tüten jedoch tatsächlich festzustellen, wird jeder Kunde gefragt, ob er eine möchte. Oft sind, da wir uns in einem Shopping-Center befinden, schon mehrere vorhanden, sodass die gekaufte Ware oft noch dort mit hineinpasst. Eine Gebühr – von z. B. 20 Cent für kleine und mittelgroße Tüten sowie 50 Cent für große – würde ich begrüßen. Diese sollte dann aber grundsätzlich im Handel greifen.Wer einmal etwa im Indischen Ozean getaucht ist, wird spätestens dann erkennen, dass dem Plastikmüll-Wahn dringend entgegengewirkt werden muss! Umso trauriger, dass es bis heute keine einheitliche Gesetzeslage hierzu gibt.“
Veit Gähler (ARS-Mitglied), „Holzwurm SpielundZeug“, Bautzen: „Die Diskussion über Kunststoff-Tragetaschen und deren ‚Besteuerung‘ geht, wie so viele Diskussionen in Deutschland und Europa, wieder einmal an den eigentlichen Ursachen vorbei und beschäftigt sich nur mit den Symptomen. Wir machen uns in der Mehrheit kaum Gedanken darüber, wie in dieser Welt Bekleidung, Spielzeug oder Technik zu Niedrigstpreisen hergestellt und verkauft wird. Denn wir leben ja ‚zum Glück‘ in einem Land, in dem alles im Überfluss vorhanden ist. Ab und zu jedoch erreichen uns dann Bilder der Wirklichkeit aus den Ländern, auf deren Kosten unser Reichtum geht. Dann sind wir froh, wenn uns jemand ein wenig Sand in die Augen wirft und wir endlich etwas Gutes tun können. Unter diesem Aspekt sollten wir auch die Tütendiskussion sehen.In unserem Geschäft fragen wir seit über einem Jahr jeden Kunden, ob es so geht oder ob er eine Tüte möchte. Denn die beste Tüte ist keine Tüte. Allein dadurch ist unser Tütenbedarf um ca. zwei Drittel zurückgegangen. Als ARS-Fachgeschäft bieten wir natürlich auch schon immer Papiertragetaschen an. Zusätzlich haben wir auch angefangen, besonders schöne und große Stoffbeutel zum Selbstkostenpreis zu verkaufen. Immer dann, wenn der Kunde mit diesem Beutel seinen Einkauf nach Hause trägt, ziehen wir ihm einen Öko-Bonus von 20 Cent ab. Wir sind der Meinung, dass Gutes zu belohnen nachhaltiger wirkt als ‚Schlechtes‘ zu bestrafen.“
Hier geht's zu Teil 2 der Debatte um die Plastiktüte. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie außerdem hier: „Gebühren für Plastiktüten“ und „Vereinbarung unterschrieben“.