19.02.15 – DCW/DVSI

Chinesische Wirtschaft im Reformprozess

Der chinesische Markt befindet sich im Wandel. Das Einkommen der städtischen Bevölkerung steigt – und damit auch die Bereitschaft, mehr Geld für Spielwaren zu investieren. Zugleich rückt das Thema Sicherheit verstärkt in den Fokus.

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Sieht für die Handelsbeziehungen von Deutschland und China großes Potenzial: SHI Mingde, Botschafter der Volksrepublik China und Ehrenmitglied der DCW.

Foto: DCW

 

China ist im vergangenen Jahr im internationalen Vergleich zur größten Wirtschaftsmacht aufgestiegen – und das, obwohl die Volksrepublik keine zweistelligen Wachstumsraten mehr verzeichnen kann. Nach aktuellen Berechnungen des Internationalen Währungsfonds wird das Bruttoinlandsprodukt 2014 bei 17,6 Bio. $, was einer Steigerung von rund 7% entspricht, liegen. Zum Vergleich: Die USA werden voraussichtlich einen Wert von 17,4 Bio. $ erreichen. Bereits in 2013 hatte China die Vereinigten Staaten als größte Handelsnation der Welt überholt. Statt auf kurzfristiges Wachstum, setzt die Regierung auf langfristige Ziele. Demnach befindet sich die Wirtschaft in einem umgreifenden Reformprozess. Häufig zitierte Schlagwörter: Von der „Werkbank der Welt“ hin zu einer modernen und innovativen Volkswirtschaft, vom Schwellenland zur Industrienation, sind nur einige Begrifflichkeiten, die den umfassenden Strukturwandel skizzieren.

Vor allem deutsche Unternehmen sind dank ihres guten Rufes in diesem Prozess mit ihrem Know-how gefragt. 2014 waren über 5000 deutsche Firmen dort aktiv. Die Direktinvestitionen betrugen rund 39 Mrd. €. Gleichzeitig fördert die Volksrepublik Investitionen chinesischer Unternehmen im Ausland. In 2013 ist China nach den USA und Japan zum drittgrößten Auslandsinvestor aufgestiegen. Laut Regierungsplan sollen die Direktinvestitionen in den nächsten fünf Jahren um 5% steigen. Das beliebteste Investitionsziel innerhalb Europas ist dabei Deutschland. Über 2000 chinesische Firmen haben sich bislang in der Bundesrepublik niedergelassen. Diese investieren ca. 3,1 Mrd. €.

Kritische Marktzugänge

Was erwarten Kunden in China von Spielwaren „Made in Germany“ und welche Anforderungen werden an diese Produkte gestellt? Laut Jürgen Jagoschinski, beim Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) für Qualitätsmanagement zuständig, seien die Zugänge nach China durch einige Restriktionen als sehr kritisch einzustufen. „Detailwissen über den Zugang zu diesen Märkten ist notwendig, damit sich unsere Unternehmen darauf einstellen können, die Anforderungen zu erfüllen und umzusetzen“, betont Jagoschinski. Der DVSI unterstütze seine Mitglieder bei den aufwändigen Vorbereitungen, die detailliert und fachkompetent erfolgen müssten. Denn die Anforderungen von China seien mit viel Aufwand verbunden. Allerdings sei Ostasien ein großer Markt für unsere Produkte, die auch vielen Klein- und Mittelständlern langfristig die Existenz sichern können. Wie die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung (DCW) mitteilt, profitieren durch die Intensivierung des wirtschaftlichen Austausches Unternehmen in beiden Ländern. SHI Mingde, Botschafter der Volksrepublik China und Ehrenmitglied der DCW, sieht für die Handelsbeziehungen von Deutschland und China großes Potenzial zur Steigerung und Sicherung von Wohlstand und zur gesellschaftlichen Entwicklung.

In China ist mittlerweile nicht mehr nur einfaches Plastikspielzeug gefragt. Auch Artikel aus dem Segment Elektrospielzeug, Lizenzwaren, Holz- sowie mechanische Produkte zählen inzwischen zu den umsatzstarken Gruppen. Insgesamt 75% der Spielwaren weltweit wird derzeit in der Volksrepublik hergestellt – die Hauptorte sind u.a. Guangdong, Jiangsu, Shanghai und Shandong. Wie eine aktuelle Studie des HKTDC zeigt, hat auch in China bereits bei den ca. 223 Mio. Kindern unter 14 Jahren ein Wandel vom traditionellen Spielzeug hin zu mechanischen und digitalisierten Artikeln stattgefunden. Für die Eltern steht die Sicherheit (66%) der Produkte an erster Stelle, gefolgt vom Aussehen (55%). Ein neuer Trend geht zudem zum Online-Shopping. Während 2010 lediglich 14% der Befragten angaben, im Netz einzukaufen, waren es im vergangenen Jahr schon 46%.