01.09.25 – Unternehmensporträt: Stickflip

Die haben den Dreh raus

Im Juni 2025 war es soweit: Im Fernsehen lief die Folge von „Die Höhle der Löwen“, in der Thomas Eichstetter, Rainer Lauberger und Thomas Moch ihren softwaregestützten Spielstab „ChuckaRubba“ vorstellten. Seit der Ausstrahlung ist das Produkt vergriffen.

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Mit „Stickflip“ können Kinder genauso wie Erwachsene ihre Hand-Auge-Koordination trainieren. © Stickflip

 
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Der Spielstab ist mit einer Software ausgestattet, die u. a. die Umdrehungen zählt, die der Stab während eines Wurfes macht. © Stickflip

 
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Drei Ingenieure aus Regensburg haben sich zusammengetan und ein Spielgerät erfunden, dass es in der Form auf dem Spielzeugmarkt noch nicht gab: einen softwaregestützen Spielstab, der Bewegung, Wettbewerb und Technik miteinander verbindet, zehn Spielmodi bietet und sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen richtet. Auslöser dafür war ein Fernsehabend während des Corona-Lockdowns im Dezember 2020, bei dem Thomas Eichstetter eine Folge der Show „Joko und Klaas gegen ProSieben“ schaute. Das Moderatorenduo musste damals einen Gummistab in die Luft werfen, der sich dabei möglichst oft drehen sollte. Die korrekte Anzahl der Umdrehungen wurde live in der Show mühsam mittels Videoaufzeichnung und Zeitlupe ermittelt, was Thomas Eichstetters Empfinden nach dem ganzen Spiel die Action raubte. Er wollte es besser machen. Also entwickelte er aus einem Abflussrohr, selbst gelöteter Elektronik und mit Unterstützung seiner Freunde Rainer Lauberger und Thomas Moch einen Prototypen. „Ehrlich gesagt, war uns allen während Corona ziemlich langweilig. Thomas’ Spielidee hat uns aber begeistert und man könnte uns als Technik-Nerds bezeichnen. Also haben wir wenige Wochen später unseren ersten 3D-Drucker gekauft und uns daran gemacht, den Prototypen stetig zu verbessern“, sagt Rainer Lauberger.

Von der Spielwarenmesse zur Marktreife

Bereits 2023 waren sie mit „ChuckaRubba“, wie das Produkt zu Beginn hieß, zum ersten Mal auf der Spielwarenmesse. Als Neulinge in der Branche mussten sie viel lernen, sind aber dankbar, für die vielen Gespräche und das konstruktive Feedback, dass sie damals einholen konnten. „Man darf nie unterschätzen, wie viel Aufwand es ist, ein elektronisches Produkt alleine auf den Markt zu bringen“, sagt Rainer Lauberger. „Neben den technischen Herausforderungen ist es eine echte Aufgabe, das Produkt in der sehr preissensitiven Spielwarenbranche zu einem passablen Preis anbieten zu können. Unser großer Vorteil hier war, dass wir dank unseres Know-hows aus dem Studium größtenteils alles selbst entwickeln konnten.“ Dennoch suchten sie nach etwa zwei Jahren nach einem geeigneten Partner, der ihnen bei der Produktion unter die Arme greifen konnte. Das gelang in Person von Roman Römmich, der praktischerweise auch in Regensburg lebt und sich seit August 2024 darum kümmert, das Produkt marktreif zu machen. Er ist seitdem zuständig für die Herstellung und den Vertrieb.

Möglich wurde das dank einer weiteren Fernsehshow. In „Die Höhle der Löwen“ stellten die drei Erfinder ihr Produkt bereits Anfang 2024 vor und gingen einen Deal mit Nils Glagau ein, der „der beste Werfer war“. Mit ihm hatten sie einen erfahrenen Partner an der Seite, der zusammen mit seinem Team half, eine Strategie zu entwickeln, das Produkt auf den Markt zu bringen, ohne dass die drei ihre Jobs kündigen müssen. Ein Teil dieser Strategie war die Umbenennung in „Stickflip“. Zur Ausstrahlung Mitte 2025, das war eine Bedingung der Show, musste alles fertig sein. Jetzt, im Juli 2025, kurz nachdem die Folge im linearen Fernsehen lief, ist „Stickflip“ vergriffen und alle arbeiten mich Hochdruck daran, dass die Spielstäbe bald wieder lieferbar sind. „Wir sind inzwischen in rund 50 Spielwarengeschäften gelistet und haben hunderte Vorbestellungen – auch aus dem Ausland“, erzählt Roman Römmich, der sich für die Zukunft auch internationale Erfolge erhofft. Derzeit arbeitet man an der Markteinführung in den USA und im Vereinigten Königreich.

Weiterentwicklung geplant

„Für die Zukunft sehen wir viel Potenzial in der Weiterentwicklung. Das Team hat bereits Ideen für 50 weitere verschiedene Spielemodi“, sagt Rainer Lauberger. Bisher sind bei „Stickflip“ zehn Challenges integriert. Beim Spiel „Lichtschalter“ muss man z. B. mit Präzision nacheinander eine bestimmte Anzahl von Umdrehungen erreichen, um alle zehn Lampen einzeln einzuschalten. Das erreicht u. a. auch Ergotherapeuten, die „Stickflip“ bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten oder Kindern mit Behinderungen einsetzen. Eine Absatzmöglichkeit, die die vier zunächst gar nicht auf dem Schirm hatten.

Das Konzept kommt also gut an und trifft den Nerv der Branche. Das belegen auch die bisherigen Auszeichnungen: Bei der Spielwarenmesse 2025 ging man als Nominee für den „Toy Award“ in den „Toy Pitch“, in Polen wurde „Stickflip“ als „Spielzeug des Jahres 2025“ ausgezeichnet und in den USA als „Creative Factor – Inventor 2024“. Die Herren dahinter sind demnach froh, stolz und glücklich zu sehen, was aus ihrer Idee geworden ist. „Mich freut’s einfach unheimlich, dass ‚Stickflip‘ jetzt auf dem Markt ist. Das ist magic“, sagt Rainer Lauberger.