30.09.21 – Interview mit Jan van Haasteren

Vom Werber zum Puzzle-Illustrator

Das Zeichnen ist sein Leben. Obwohl Jan van Haasteren bereits in Rente ist, arbeitet er eifrig weiter. Woher er seine Ideen nimmt, was sein Erfolgsgeheimnis ist und warum seiner Meinung nach Puzzles nach wie vor so beliebt sind, verrät er im Interview.

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Weltweit für seine Motive geliebt und geschätzt: Jan van Haasteren. © Jan van Haasteren

 

Woher nehmen Sie Ihre Ideen und was zeichnen Sie am liebsten?

Jan van Haasteren: Ich lasse mich vom Alltag inspirieren – was ich auf der Straße sehe, in der Zeitung lese und im Radio höre. An allen möglichen Orten sehe ich Witze oder absurde Situationen, die ich in meinen Zeichnungen umsetzen kann. Das ist es auch, was mir beim Zeichnen am meisten Spaß macht: die absurden Witze umzusetzen und Situationen zu kreieren, die „deplatziert“ sind. Viele Ideen entstehen auch während der Brainstorming-Sitzungen im Jan van Haasteren-Studio. Jumbo hat auch Ideen und wir besprechen sie. Aber im Allgemeinen bin ich völlig frei in der Wahl eines Themas.

Wie läuft der Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Motiv ab?

Jan van Haasteren: Sobald eine Idee vorhanden ist, entwickle ich diese weiter, indem ich sie in einer detaillierten Bleistiftskizze ausarbeite. Danach recherchiere ich alle notwendigen Dinge. Die Bleistiftskizze wird mit feinstem Rotringstift getuscht. Dann fertige ich eine Kopie im Endformat an. Auf dem Lichtkasten zeichne ich die vergrößerte Skizze mit Bleistift nach und füge alle möglichen Details und Witze hinzu. Das geschieht auf Spezialpapier. Wenn es fertig ist, wird es mit Tusche eingefärbt. Während des Tuschens werden die letzten Details hinzugefügt, eine Zahnbürste, ein Gebiss oder hier und da eine Zigarre. Die Kolorierung erfolgt mit einem Pinsel und Ecoline. Ecoline verleiht der Zeichnung die schönen, leuchtenden Farben. Um ein Puzzlebild fertigzustellen, benötige ich ca. drei Monate. Danach lasse ich es noch rund eine Woche liegen. Es gibt immer einen Punkt hier und eine Linie dort, die hinzugefügt werden können. Erst, wenn ich mit dem Ergebnis zu 100 % zufrieden bin, geht die Zeichnung an Jumbo, dort wird sie zu einem Puzzle verarbeitet.

Warum sind Puzzles nach wie vor so beliebt?

Jan van Haasteren: Puzzeln im Allgemeinen ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden und hat einen regelrechten Höhenflug erlebt, als die Menschen wegen Covid-19 zu Hause bleiben mussten. Die Forschung hat gezeigt, dass Puzzeln sehr hilfreich ist, um sich zu entspannen und den Kopf für eine Weile frei zu bekommen. Das Sortieren und die Suche nach dem einen Teil ist eine achtsame Tätigkeit, und das Zusammensetzen eines Puzzles gibt jedes Mal, wenn man ein Teil an seinen Platz setzt, Glückshormone frei. Während man ein Puzzle zusammensetzt, verliert man sich in dem Bild des Puzzles. Ob es nun ein Bild einer schönen Landschaft oder eine Ansicht einer berühmten Stadt ist, das Puzzeln regt zum Träumen und Fantasieren an. Ein Jan van Haasteren-Puzzle geht sogar noch einen Schritt weiter. Denn jedes Puzzle erzählt auch immer eine Geschichte.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Jan van Haasteren: Die Tatsache, dass jedes Puzzle ein Comicstrip in einem Bild ist. Während man puzzelt, vervollständigt man die Geschichte Stück für Stück. Dabei entdeckt man all die absurden Details und versteckten Witze.
Was ist Ihr eigenes Lieblingsmotiv?
Jan van Haasteren: Von allen Puzzle-Illustrationen, die ich gezeichnet habe, sind „Am Strand“ und „Gute Besserung“ meine absoluten Lieblingsmotive. Ich blicke oft auf meine Zeichnungen zurück und finde manchmal einen kleinen Fehler, den ich vor Jahren gemacht habe. So entdecke auch ich hin und wieder etwas Neues. Eine meiner Lieblingsfiguren ist St. Nikolaus, aber ich beziehe mich auch gerne auf meine Comic-Strips, indem ich sie in meine Zeichnungen einfließen lasse.