15.04.25 – Interview mit Hélène Barthelemy
„Ein grünerer Weg ist ohne Kompromisse möglich.“
Ökologie und Nachhaltigkeit spielen eine immer wichtigere Rolle bei den Kaufentscheidungen von Eltern für Spielzeug. Djeco hat in den letzten zwei Jahren bedeutende Anstrengungen unternommen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Hélène Barthelemy, ehemalige Produktmanagerin für Djecos kreative Produktlinie und heutige Leiterin für Nachhaltigkeit und Ökologie, erläutert das Engagement des Unternehmens für umweltfreundliche Spielzeuggestaltung und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.
Was hat Sie dazu inspiriert, neben Ihrer Tätigkeit als Produktmanagerin bei Djeco ein Masterstudium in „Umwelt und nachhaltige Entwicklung – Globales Management von CSR“ zu absolvieren?
Hélène Barthelemy: Für mich und auch für Frédéric, den Inhaber von Djeco, war klar, dass wir angesichts sich verändernder Markttrends, sinkender Geburtenraten sowie des Klimawandels Maßnahmen ergreifen mussten, um die langfristige Nachhaltigkeit des Unternehmens zu sichern – nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht. Djeco ist ein produktorientiertes Unternehmen und jede Entscheidung beginnt mit einer Idee für ein Produkt – welche Materialien wir wählen, mit wem und in welchem Land wir für die Produktion zusammenarbeiten und wie wir das Produkt auf den Markt bringen. Diese Entscheidungen müssen mit den EU-Vorschriften des Green Deals in Einklang stehen. Wir müssen unsere CO2-Bilanz und die allgemeine Nachhaltigkeit berücksichtigen, während wir gleichzeitig die Rentabilität des Unternehmens aufrechterhalten. Als Spielzeughersteller steht die Entwicklung von Kindern im Mittelpunkt unseres Handelns, aber es ist auch unsere Verantwortung, unsere Umweltbelastung für die Zukunft der Kinder zu minimieren.
Welche konkreten Maßnahmen hat Djeco in den letzten zwei Jahren ergriffen, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und den Kunststoffverbrauch in der Produktion zu senken?
Hélène Barthelemy: Unser erster und bedeutendster Schritt war die Investition in ein Software-Tool, das uns ermöglicht, Daten zu jedem einzelnen von uns hergestellten Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg zu sammeln und zu analysieren. Dazu gehören Details wie Materialien, Gewicht, die Herkunft der Rohstoffe oder der Anteil an recyceltem Material. Im vergangenen Jahr haben wir diese Daten zusammengetragen. Dieses Wissen ermöglicht es uns, unsere Produktlinien schrittweise zu verbessern, um die Umweltbelastung unserer Kollektionen zu reduzieren.
Eine der ersten großen Veränderungen war die Abschaffung von Einwegkunststoffen wie Schrumpffolie oder Polybeuteln, die nun durch Alternativen aus Karton und Papier ersetzt wurden. Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen, um Produktionsabfälle zu minimieren und nachhaltige Materialien zu beschaffen. Derzeit stammen 86 % unserer Holz-, Karton- und Papierprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Das bedeutet, dass sie unter Berücksichtigung des Umweltschutzes, der Arbeitnehmerrechte und der indigenen Gemeinschaften geerntet werden. Ein weiterer Schritt ist die Verlagerung bestimmter Produktionen nach Europa. Um kontinuierliche Fortschritte sicherzustellen, haben wir ein dreiköpfiges Team, das sich ausschließlich mit der Reduzierung von Abfällen, den ökologischen und sozialen Auswirkungen sowie der Nachhaltigkeit befasst – und das alles, während wir weiterhin qualitativ hochwertige, langlebige und spielerisch ansprechende Spielzeuge für Kinder herstellen.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Umstellung Ihrer Produktlinien auf mehr Nachhaltigkeit?
Hélène Barthelemy: Eine der größten Herausforderungen besteht darin, mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit gleichzeitig zu verbessern, während wir die Produktqualität, Sicherheit und Erschwinglichkeit gewährleisten. Unsere Partnerfabriken, die regelmäßig auditiert werden, verfügen größtenteils über international anerkannte Zertifizierungen, die ihr Engagement für soziale und ökologische Standards belegen. Um die sozialen Auswirkungen unserer Produkte besser zu berücksichtigen und weiter voranzutreiben, entwickeln wir strengere Spezifikationen und anspruchsvollere Audit-Kriterien. Diese Maßnahmen stellen sicher, dass wir Nachhaltigkeitsstandards einhalten, unseren ökologischen Fußabdruck verringern und gleichzeitig als weltweit anerkannter Spielzeughersteller profitabel bleiben. Djeco sieht Nachhaltigkeit als einen kontinuierlichen Prozess, der Innovation, ökologische und soziale Verantwortung sowie den Spielspaß miteinander vereint. Ihre Bemühungen zeigen, dass die Spielzeugindustrie einen grüneren Weg einschlagen kann, ohne Kompromisse bei Kreativität und Qualität einzugehen.